Welche Unternehmen, Produktions- und Nutzungskontexte wollen wir konkret untersuchen?
- Konkrete Fallbeschreibungen (und ggf. Sammlung von Informationsquellen) zu jedem der in der Projektbeschreibung aufgelisteten Typen
- Wo haben wir Feldzugang und wo/wie können wir ihn herstellen?
- Informationen über zu untersuchende Firmen und Kontexte
@Alternative Eigentumsformen:
Neben Autorschaft (und Reputationsökonomie, und der Rolle von Förderinstitutionen wie der DFG) fragt sich im Kontext auch, ob Open Access eigentlich etwas an den konzentrierten Verlagsstrukturen und Profiten im wissenschaftlichen Publizieren ändert - und ob die offensichtlichen Eigentumsprobleme in der Wissenschaft (incl. Patenten und sonstiger Wertschöpfung, die auf öffentlich finanzierte Forschung aufbauen) etwas am Status von Eigentum in unseren Gesellschaften ändert bzw. ändern sollte. Wollen wir das mit diskutieren?
Fragensammlung (als Vorarbeit für Interview-Leitfäden)
Fragen betreffend …
- der Eingrenzung und Beschreibung der zu untersuchende Ökologie (z.B. beteiligten Akteuren, Produktionsmittel, Produkten, und Infrastrukturen, intra- und interorganisationale Netzwerke)
- den polit-ökonomischer Rahmenbedingungen (z.B. Wertschöpfung, Wettbewerb, Distribution, Unternehmensziele, Konsumtions-Bedingungen)
- den rechtlicher Rahmenbedingungen (z.B. Geistige Eigentumsrechte, Vertragsrecht, Datenschutzrechte, NDAs, Zugang zu rechtlicher Expertise)
- Praxen der Schließung
- Praxen des Wertens und Bewertens
- Praxen der Rechtfertigung
- 1, 2, 3: hier spielen Dokumentenanalysen und unser Wissen (aus der Literatur) über Geschäftsmodelle in der Informationsökonomie die entscheidende Rolle - Interviewfragen sind tendenziell hypothesenprüfend, können komplementäre oder spezifische Fall-Kenntnisse generieren; allerdings entlasten sie nicht von der gründlichen Dokumentenanalyse
- 4, 5, 6: sind tendenziell hypothesengenerierend und können “von aussen”mittels Dokumentenanalyse nicht beantwortet werden
- Es ist zu prüfen, inwieweit alle Fragen für alle Ökologien/Fälle gleichermaßen wichtig sind, welche jedes mal (alle Akteure, alle Fälle) und welche nur akteurs- und fallspezifisch wichtig sind; die Fragen bzw. Nachfragen sind vor dem Hintergrund der Dokumentenanalysen und dem spezifischen Fallwissen für jedes Interview zu konkretisieren.
- Die Interview-Zeit ist limitiert, zudem wollen wir komplexe Rechtfertigungsmuster untersuchen, wozu es Raum und Zeit für freie Narration im Interview braucht; es muss daher zu einer Reduktion und Selektion von Fragen kommen
- ggf. können Was- und Wie-Fragen einerseits und Warum-Fragen nach Rechtfertigung und Motivation andererseits in separaten Interviews gestellt werden (wir hatten für letzteres das Gruppenformat angedacht, dazu braucht es aber vorab ein Wissen über die Kooperationen, Schwierigkeiten und sogar unterschiedlichen Konfliktpositionen
- offene Frage für mich (SeSe): Sollen unterschiedliche Rechtfertigungen im Sinne womöglich widerstreitender Positionen herausgearbeitet werden, oder soll herausgefunden werden, wie diese Positionen vereinbart werden können (darauf zielt ja die Soziologie der Rechtfertigung eher, aber nicht so sehr eine konfliktsoziologische Perspektive auf Ungleichheit > Theorierahmen des Projekts)
Ad 1: Allgemeines zur Ökologie:
(Fragen variieren bzgl. der interviewten Position in einer Ökologie, Manager können Unternehmensnetzwerke z.B. besser überblicken, Informatikerinnen wissen mehr über die eingesetzte technische Infrastruktur usw.)*
- Wie funktioniert eine Plattform / ein digitales Produkt überhaupt?
- Wer ist beteiligt an einer Ökologie?
- Wie sind die Beteiligten miteinander verbunden?
- Wer produziert was?
- Wer liefert was zu?
- Wer soll konsumieren?
- Was wird für die Produktion alles benötigt?
- Wie kommt das Produkt an die Konsument*innen?
- Wie wirken Konsument*innen-Entscheidungen zurück auf die Produktion?
- Welche Kooperationen und möglicherweise Schwierigkeiten gibt es in der Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure?
Ad 2: Politökonomische Fragen:
- Für welchen Markt wird produziert?
- Womit wird Geld verdient?
- Wer trägt zur Wertschöpfung alles bei?
- In welchem Verhältnis stehen die Beitragenden zu den profitierenden Organisationen, Personen?
- Womit kann möglicherweise zukünftig Geld verdient werden?
- Was sind die entscheidenden Herausforderungen in der Branche?
- Was sind strategische Unternehmensziele?
- Was sind zu lösende Probleme aus unternehmerischer Sicht?
- Gibt es Beschaffungs-, Produktions- und Distributions-Schwierigkeiten? Wenn ja, welche?
- Nehmen Sie an Projekten, Initiativen von open knowledge, open software, open data teil?
- Wie sieht die Teilnahme oder ggf. Unterstützung aus?
- Warum nehmen Sie teil oder unterstützen Sie diese Projekte, Initiativen?
- Welche Rolle spielt die Teilnahme für ihre ideellen und ökonomischen Unternehmensziele?
- Wie gestalten sich Geschäftsbeziehungen zu großen Big-Tech-Unternehmen, z.B. als Cloudservices (wie AWS) oder Machine-Learning-Tools (z.B. Googles TensorFlow) Plattformen für Werbung (Google)?
- Sind die Services offen oder geschlossen?
- Ist das Softwareunternehmen notwendig darauf angewiesen? Win-Win-Situation oder nicht?
Ad 3: Rechtliche Rahmenbedingungen:
- Woher kommt die rechtliche Expertise?
- Spielen geistige Eigentumsrechte eine Rolle? Wo spielen sie eine Rolle (Produktion, Distribution und Konsumption von Gütern, beim Programmieren, Schutz von Ergebnissen, Anmelden geschützter Güter, Erheben von Lizenzgebühren, Androhung und Einleitung rechtlicher Schritte …)? Welche Rolle spielen sie?
- Wie wird rechtlich sichergestellt, dass eingesetztes Wissen, Informationen, Software, Daten, Kulturprodukte nicht missbraucht und von anderen ohne Gegenleistung genutzt werden können?
- Welche Rolle spielen vertragsrechtliche Regelungen, um Wissen, Informationen, Software und Daten zu schützen?
- Welche rechtlichen Regelungen wären von Vorteil oder wünschenswert für das Unternehmen, den/die Interviewten zum Schutz geistigen Eigentums?
- Kann alles wasserdicht rechtlich geregelt werden? Wo gibt es rechtliche Lücken oder Grauzonen? Wie wird mit solchen Grauzonen umgegangen?
- Stellen rechtliche Regelungen ein Hindernis für die Unternehmensziele dar? Wenn ja, welche? Inwiefern?
Ad 4. Schließung:
- (Wo) Gibt es Zugangsbeschränkungen zu Wissen, Information, Daten?
- Wie werden Zugangsbeschränkungen zu Wissen, Information, Daten durchgesetzt?
- Wie wird die Partizipation in Online-Communitys verwaltet? Wer entscheidet darüber?
- Wo gibt es Schließungskämpfe zwischen staatlicher Regulierung und Tech-Unternehmen?
- Wie nehmen Big Tech bspw. durch Lobbyarbeit Einfluss auf Regulierungen auf EU-Ebene oder gar transnational durch Corporate Policies?
- Wo gibt es Schließungskämpfe zwischen Big Tech und kleineren digitalen Unternehmen?
- In der digitalen Ökonomie scheint allerdings zumindest für die Tech-Unternehmen nicht die Monopolisierung knapper sozialer Güter und der Ausschluss sozialer Gruppen im Vordergrund zu stehen, sondern die größtmöglichste Inklusion vieler User, um in Form von Metadaten, Netzwerkeffekten Wettbewerbsvorteile ggü. anderen Tech-Playern zu erwerben. → evtl. Konflikt mit Schließungstheorie?!
- Monopolisierung als Schließung
Ad 5. Werten und Bewerten:
- Welches Wissen, Informationen, Daten sind eigentlich wertvoll? Wieso, was heißt “wertvoll” hier ganz spezifisch?
- Welches Wissen, Informationen, Daten sind wertlos und warum?
- Gibt es Wissen, Informationen, Daten die wertvoller als andere sind? Warum?
- Woran erkennt man den Wert dieses Wissen, dieser Informationen oder Daten, wer oder was entscheidet wie und warum darüber? Welche Rolle spielen hier andere Akteure, Technologien, …?
- Was wird mit Wissen, Informationen, Daten ggf. gemacht, damit diese wertvoll werden?
- Was wird mit offenem Wissen, Informationen, Daten ggf. gemacht, damit diese wertvoll werden?
Ad 6. Rechtfertigungspraxen:
- Warum haben manche Zugang zu bestimmten Wissensbeständen, Informationen, Daten und manche nicht? Ist das ein Problem oder in Ordnung so? Warum?
- Warum dürfen manche bestimmtes Wissen, Informationen, Daten auf bestimmte Weisen nutzen und andere nicht? Ist das ein Problem oder in Ordnung so? Warum?
- Gibt es Konflikte darum, wer Wissen, Informationen, Daten hat? Wenn ja, welche? Wie werden diese Konflikte gelöst? Wie sehen Sie diesen Konflikt, ist er gerechtfertigt? Wenn ja, welche Lösungen könnte es geben? Kennen Sie andere Positionen, was halten sie von diesen?
- Gibt es Konflikte darum, wer wie Wissen, Informationen, Daten benutzen kann und darf? Wenn ja, welche? Wie werden diese Konflikte gelöst? Wie sehen Sie diesen Konflikt, ist er gerechtfertigt? Wenn ja, welche Lösungen könnte es geben? Kennen Sie andere Positionen, was halten sie von diesen?
- Braucht es mehr oder weniger oder andere rechtliche Regelungen für den Schutz von Wissen, Informationen und Daten in der Branche? Warum?
- Was ist Ihre Motivation an Projekten, Initiativen von open knowledge, open software, open data teilzunehmen? Was spricht für und was spricht gegen eine Teilnahme und Unterstützung?
- Wo gibt es deviantes Verhalten (unübliche Praktiken) in der Branche? → Geben Aufschluss darüber, was legitim ist.
- Wie wird die Abhängigkeit von großen (und kleinen) Unternehmen empfunden?